Jetzt etwas ganz anderes: Die deutschen Sender ARD und ZDF wurden von Belgacom aus dem Senderangebot genommen. Darüber las ich einen Artikel, in dem Sie erklären, was Sie davon halten. Wie sind Sie zu diesem Artikel gekommen?
Ganz ehrlich: Das geht auch über Netzwerke. Ich habe zu diesem Thema einen Anruf von "De Morgen" bekommen: "Frau Snick, ich hörte, dass Sie Interesse für Deutschland haben, und dass Sie vielleicht die richtige Person wären, einen offenen Brief an die Redaktion zu schreiben." So ist es gegangen. Ja, dann freue ich mich natürlich, dass die Leute an mich denken. Es war Erwin Mortier, der Schriftsteller, der der Redaktion empfohlen hatte, mich anzurufen. Er wusste auch, dass ich das machen würde. Wenn Sie den Artikel lesen, dann sehen Sie, dass ich Erwin Mortier auch mal kurz erwähne. So geht das "Netzwerken". Er hat mir eine kleine Freude damit gemacht, und ich ihm.
Ich war auch wirklich empört, dass diese Sender gestrichen werden sollten - sie sind letztendlich doch nicht gestrichen worden. Deutsch ist doch unsere dritte Landessprache, oder? Aber ich habe für diesen Artikel nicht die Initiative genommen. Das geht wieder zurück auf diese Netzwerke. Auch jetzt, wenn mein Buch erscheint, merke ich, dass Leute durch diesen Artikel in "De Morgen" meinen Namen kennen.

Zum Schluss noch eine letzte Frage über Ihr Buch: Sie haben ein Buch über Joseph Roth geschrieben ("Waar het me slecht gaat is mijn vaderland"). Wie sind Sie dazu gekommen dieses Buch zu schreiben, war das für Ihre Doktorarbeit?
Das Buch, das jetzt auf Niederländisch vorliegt, ist eine Bearbeitung meiner Doktorarbeit für das große Publikum. Die Doktorarbeit habe ich gemacht, weil das an einem bestimmten Zeitpunkt die einzige Möglichkeit war, meine Stelle an der Hochschule zu behalten. Dann habe ich mich um so eine Doktorandenstelle beworben mit einem Thema, das mich interessierte, und zum Glück interessiert es mich immer noch. Der normale Vorgang wäre aber gewesen, meine Doktorarbeit auf Deutsch zu veröffentlichen. Aber auf einmal hatte ich keine Lust mehr dazu, weil ich von einem niederländischen Verleger gebeten wurde, das Buch auf Niederländisch herauszugeben. So habe ich verzichtet auf die akademische Herausgabe, und jetzt habe ich die niederländische gemacht.
Ich habe auch nicht die Absicht, jemals Professorin zu werden. Ich werde nie mit dem Akademisieren weiter machen, ich will unterrichten, schreiben, übersetzen und nicht forschen. Diese Entscheidung habe ich vor einem Jahr getroffen, denn so konnte ich ohne Probleme das Buch auf Niederländisch schreiben. Sonst hätte ich immer das Gefühl gehabt, dass ich immer publizieren müsste. Es erstaunt mich eigentlich, dass ich in meinem Alter diese Doktorarbeit geschafft habe. Und ich denke, dass ich das nur geschafft habe, weil es sich um ein Thema handelte, das mich wirklich interessierte. Nicht wegen der akademischen Forschung. Das hängt von der Persönlichkeit der Leute ab.

Was wünschen Sie sich für dieses Buch?
Eigentlich hat sich meine Hoffnung heute früh schon erfüllt: In "De Standaard" hat ein Journalist es mit vier Sternen bewertet, und darum bin ich einfach beruhigt. Man hat doch immer ein bisschen Angst, dass in der Zeitung negative Kritiken erscheinen. Jetzt bin ich darüber schon sehr zufrieden. Es ist auch alles so neu für mich: Gestern war ich zum Beispiel im Rundfunk, auf Klara. Und das macht auch Spaß, aber es ist nicht für ein großes Publikum. Es ist ein Buch über deutsche Literatur, und das interessiert nicht alle. Ich hoffe nicht auf einen Besteller, das wird es auch nicht und ist auch nie die Absicht gewesen. Meine Hoffnung - ganz ehrlich - ist: Es sind 1000 Exemplare gedruckt worden, es wäre super, wenn sich herausstellte, dass ein zweiter Druck notwendig wäre. Aber jetzt bin ich schon sehr glücklich, dass die Presse das Buch positiv bewertet hat. 


(Kelly Roels, 4.6.2013)